Area 51: Der Raid

Diese Geschichte ist Teil der lose verbundenen Story-Reihe „Die Profis“.

„Pass auf, pass auf, pass auf“, zischte Fred beunruhigt, als die beiden Männer in billigen Alien-Kostümen das Hangartor aufschoben. Marcel gluckste und entgegnete überheblich: „Keine Angst, wir sind bis hier gekommen. Ist keiner mehr da. Und wenn doch, dann glauben die, wir seien UFO-Jäger.“
„Bist du sicher?“
„Ja klar, Mann, die Party ist vorbei.“
„Hä? Welche Party?“ Verwirrt kratzte sich Fred am Kinn.
Mit einem Stöhnen gab Marcel zurück: „Na, welche wohl? Alien-Autospien, streng geheime Flugzeuge, was auch immer die hier in der Area 51 gemacht haben. Bis auf die paar wenigen gelangweilten Wachen am Zaun, die wir umgehen konnten, ist niemand hier.“ Er fuchtelte überzeugt mit seiner Taschenlampe, um seinen Standpunkt zu untermauern. „Seit dieses Ding im Internet rumgegangen ist, dass alle einen Area-51-Raid machen wollen, haben die hier alles ausgeräumt. Dieser Raid soll ja in ein paar Tagen sein, die Armee hat sich vorbereitet.“
„Wer hat denn eigentlich damit angefangen?“, sinnierte Fred, sich enttäuscht im leeren Hangar umsehend.
„Kein Plan, ich habe irgendeinen Retweet dazu gesehen, vielleicht von Clue Writing. Diese Joker posten ja andauernd Blödsinn.“
„Stimmt, die habe ich auch schon mitgekriegt.“ Frustriert versuchte sich Fred an der Nase zu kratzen, was ihm durch das Kostüm verunmöglicht wurde. „Okay, keine Aliens zum Klauen. Und für diesen Coup sind wir nach Amerika geflogen und haben uns als E.T. verkleidet? Wir könnten jetzt im Biergarten sitzen und ein Weißbier trinken!“
„Hör auf zu flennen“, greinte Marcel entnervt. „Es gibt noch viel mehr Hangars, in denen man was finden könnte Wir sind Profi-Einbrecher, nicht Jammerlappen! Außerdem wurden wir noch nie mit der Hand in der Keksdose erwischt und so lange wir uns verkleiden, wird dem auch so bleiben.“
„Okay, okay“, brummte Fred, als sie den Hangar verließen und zum nächsten Gebäude durch die Wüstennacht trotteten. „Warum haben die denn dieses Gelände geräumt, wenn außer uns keine Aliens da sind?“
Marcel stöhnte auf und fasste sich an den Kopf. „Die waren da, nur vorher. Jetzt sind keine mehr hier.“
„Ah, okay.“ Kurz herrschte Stille zwischen den beiden, eine Stille, die Marcel unglaublich genoss. Aber Fred war noch nicht überzeugt: „Sag mal … wo sind die denn jetzt? Also die Aliens?“
„Keine Ahnung? Rosswell? Nordkorea? Woher soll ich das wissen? Bin ja kein Verschwörungstheoretiker.“
„Stimmt auch wieder. Suchen wir weiter“, seufzte Fred. Noch hoffte Marcel darauf, etwas Wertvolles zu finden, immerhin hatte ihnen Tante Helga das Geld für die Flugtickets vorgeschossen.

Erst, als sie den nächsten Hangar aufgemacht hatten, wurde Fred wieder laut – oder besser: Er quietschte entsetzt. „Heilige Scheiße, ein UFO!“
Marcel fuhr herum und starrte auf die untertassenförmige Silhouette, die den halben Hangar ausfüllte. „Zum Teufel – ich will verdammt sein!“
Langsam näherten sich die beiden dem Objekt, das in der Tat je näher sie gelangten, desto mehr wie ein UFO aussah und voller Ehrfurcht hob Marcel seine Taschenlampe. Unter einer großen Abdeckplane zeichnete sich in der Tat eine Form ab, die auf eine fliegende Untertasse schließen ließ.
„Ich will verdammt sein – ein verfluchtes UFO!“
Freudig griff Fred nach einem Zipfel der Plane. „Das Ding ist sicher viel Kohle wert, klauen wir es einfach.“
„Sehe ich aus, als hätte ich einen UFO-Führerschein?“, zeterte Marcel. „Plus, selbst wenn die Scheibe noch fliegt, was machen wir damit? Die Bundeswehr würde uns doch abschießen, ich glaub, die Merkel mag keine Alien-Invasionen. Und in Tante Helgas Garten können wir es auch schlecht parken.“
Fred ließ sich keineswegs von seinem Vorhaben abbringen. „Keine Ahnung, wir machen Hello-Kitty-Sticker drauf oder so, keiner feuert auf Katzen. Ist ja noch unwichtig, erst klauen, dann denken.“
„Deine Devise erklärt einiges“, maulte Marcel, packte aber mit seinem Kameraden an, die Plane herunterzureißen.
„Komm schon, eins, zwei, und drei!“
Mit einem Ruck riss das Duo an der Plane, die mit lautem Knistern zu Boden fiel. Gespannt richtete Marcel den Strahl seiner Lampe auf das Objekt und gab im nächsten Moment ein enttäuschtes Stöhnen von sich. „Dutzende Stapel aus alten, leeren Kartons?! Wieso, verdammt nochmal?“
Ehe Fred etwas entgegnen konnte, tauchten zwischen den Schachteln mehrere Alien-Gesichter auf und ein greller Blitz blendete die beiden. Marcel glaubte, sein Blut gefröre – hier gab es tatsächlich Außerirdische!
„Schnell weg hier, bevor die unser Gedächtnis löschen“, schrie Fred panisch und hastete auf das Landefeld hinaus und, dicht gefolgt von Fred, in die Wüstennacht.

Erst, als die beiden sich sicher waren, keine Verfolger zu haben, bleiben sie erschöpft stehen. „Aliens“, stieß Fred keuchend hervor. „Scheiß Aliens überall!“
Marcel nestelte die Wasserflasche von seinem Gürtel. „Wieso verstecken sich Aliens in der Area 51 unter einem Stapel Altkarton?“
Fred ließ sich kaputt auf einem Felsbrocken nieder und zog seine Alien-Maske aus. „Woher soll ich das wissen?“
„Ich schau mal im Internet, da wird sicherlich jemand mehr dazu erzählen können. Mit Reddit geht das schnell.“
„Meinst du denn, die Aliens haben geglaubt, wir seien Aliens, wenn wir als Aliens verkleidet waren?“, wollte Fred wissen, der sich mittlerweile dem Rest seines Kostüms entledigt hatte. „Vielleicht hätten die uns umgebracht, wenn wir als Menschen …“
„Wir sind solche Idioten“, stöhnte Marcel und hielt seinem Kumpel das Handy unter die Nase. „Siehst du? Als Aliens verkleidete UFO-Fans haben in der Area 51 Aliens gesichtet.“
„Das sind aber keine …“ Fred stockte. „Das sind wir!“
Marcel unterdrückte einen entnervten Aufschrei und ließ sich in den Sand fallen – er würde einen anderen Weg finden müssen, Tante Helga für die Tickets zurückzuzahlen.

Autorin: Sarah
Setting: Area 51
Clues: Clue Writing, Joker, Keksdose, Weißbier, Party
Für Setting und Clues zu dieser Story bedanken wir uns bei Klaus Neubauer. Wir hoffen, die heutige Geschichte hat euch gefallen. Teilt sie doch mit euren Freunden auf den Social Media und schaut bei der Gelegenheit auf unseren Profilen vorbei, wo wir euch gerne mit mehr literarischer Unterhaltung begrüßen. Eine besondere Freude macht uns eure Unterstützung auf Steady oder Patreon, die wir euch mit exklusiven Inhalten verdanken. Und wenn ihr möchtet, dass wir einen Beitrag nach euren Vorgaben verfassen, könnt ihr uns jederzeit Clues vorschlagen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Clue Writing