Freinacht und Selbsterkundung

Fortsetzung und Schluss zu: „Nachmittagstee und Menschenjäger“.

„Meinst du, sie sind hier?“, erkundigte sich Addison so leise sie konnte. Connor wandte sich vom Fenster ab, durch das er den Straßenzug überblicken konnte und erwiderte: „Ich kann sie jedenfalls nicht sehen. Ich denke, wir haben sie abgehängt und sind hier drinnen sicher.“
In dem Schlafzimmer im ersten Geschoß eines alten Backsteinhauses, in dem die beiden Kameraden nach der Schießerei im Teehaus Zuflucht […] Weiterlesen

Coole Kinder sind nicht cool

Es gibt nur etwas, das noch nervtötender ist, als eine halbe Ewigkeit auf ein- und demselben Flecken Asphalt stehenzubleiben und dabei einem gelangweilten Lastwagenfahrer beim Nasebohren zuzusehen: Ebendiesem haarigen Herrn beim Nasebohren zuzusehen, währendem man alle fünf Sekunden zwanzig Zentimeter vorwärts rollt, nur um dann gleich wieder an den Bremslichtern des Vordermanns zu kleben. Wenn es so etwas wie einen Verkehrsgott, einen allmächtigen Blechlawinenlenker, gibt, der es verhindert, dass die […] Weiterlesen

Nachmittagstee und Menschenjäger

Addison stolperte beinahe als sie über die Schwelle ins Teehaus trat. „Scheiße“, zischte sie durch ihre zusammengebissenen Zähne und hielt sich im letzten Augenblick am Türrahmen fest. Der auf dem Boden herumliegende Mörtel und die umgekippten Stühle machten ihren Gang durch das Lokal zu einem Hindernisparcours, der dank ihrem verletzten Bein auch nicht einfacher zu bewältigen war. Connor, der keinen Meter hinter ihr herging, fragte beunruhigt: „Alles okay?“ […] Weiterlesen

Polygonanimus Singularität

Diese Story ist auch als Hörgeschichte erschienen.

Es war nach einem milden Winter wärmer geworden und ich konnte den Straßenlärm durch die geöffnete Balkontür hören. Hier im siebenundzwanzigsten Geschoß vermischte sich der Klang der vorbeieilenden Autos, Lastwagen und der Regionalbahn zu einem pochende Rauschen, das ich in der Vergangenheit immer gerne mit dem Puls der Stadt verglichen hatte. Doch natürlich war diese Vorstellung nichts weiter als einer meiner kläglichen […] Weiterlesen

Pechvogel

Ich stöhnte und versuchte, den unflätigen Fluch zu unterdrücken, der mir auf den Lippen lag und um jeden Preis heraus zu wollen schien. „Verfluchte Sch…“ ich unterbrach mich und fügte schließlich halbherzig und grammatisch inkorrekt hinzu: „… Tag.“ Beinahe hätte ich selbst über mich gelacht, da in meinem Kopf der Wutausbruch wesentlich schlimmer und dreckiger und viel weniger unbeholfen geklungen hatte, genau wie bei einem Kind, das sich im letzten Augenblick schämte, etwas Wüstes […] Weiterlesen

Auch du, Quintus!

Der Lastkarren ließ sich nur schwer durch die schmalen Gänge manövrieren und verkeilte sich zuweilen zwischen den Unebenheiten des ausgemeisselten Bodens, so dass er ihn immer wieder freiruckeln musste, um vorwärts zu kommen. Quintus‘ Laterne beleuchtete das feuchtnasse Gewölbe gerade genug, damit er seine nächsten Schritte erahnen konnte, doch im Laufe der Zeit war die unterirdische Begräbnisstätte zu einem Labyrinth angewachsen, so dass es ihm beinahe unmöglich schien, den richtigen Weg […] Weiterlesen

Dr. Kettensäge und das Tiramisu

Das Büro des diensthabenden Oberarztes der Urologie sah aus wie immer: Das kalte Licht der Deckenlampen tauchte den im Stil der siebziger Jahre gehaltenen Raum in eine grelle, harte Stimmung. Carl seufzte etwas zu melodramatisch, schlurfte müde durch den Raum und ließ sich auf seinen Schreibtischsessel fallen. „Was für ein Tag“, murrte er, bevor er einen Schluck aus der Wasserflasche nahm, die auf der Tischplatte gestanden hatte. Er war schon sehr lange wach und die letzten Tage waren mehr als […] Weiterlesen

Weshalb man keine Glühbirnen lecken sollte

Diese Story ist auch als Hörgeschichte erschienen.

Zuerst einmal ist es wichtig zu wissen, dass ich mich nach einem langen Tag grundsätzlich gerne in der Sauna entspanne. Nicht etwa wegen der fürchterlichen Hitze, denn wenn ich meinen hinterlistigen Verstand ausnahmsweise dazu brachte ehrlich zu sein, musste ich zweifelsohne zugeben, dass ich mein Leben gut und gerne ohne Temperaturen über fünfundzwanzig Grad genießen könnte. Ich mochte weder den glitschigen Schweiß auf meiner […] Weiterlesen

Altlasten

Diese Story ist auch als Hörgeschichte erschienen.

Nichts, nicht einmal ein Atomkrieg, konnte an den Berg aus Chaos herankommen, welcher sich auf dem Dachstock stapelte. Mit einem Lachen, das mir im Hals stecken blieb, stand ich vor den teils modrigen oder zerrissenen Kartons, aus denen mein Kinderspielzeug oder unzählige Papiere quollen. „Okay“, murmelte ich, doch obwohl ich mir damit Mut zuzusprechen versuchte, klang es eher sarkastisch als aufmunternd. Ich wusste, dass ich […] Weiterlesen

Hoffe auf das Beste, aber bereite dich auf das Schlimmste vor | Der Waldweg

Dies ist der 5. Teil der Fortsetzungsgeschichte „Hoffe auf das Beste, aber bereite dich auf das Schlimmste vor“.

Die letzten vier Tage, die sie auf der Farm verbracht hatten, waren wunderbar gewesen und am Morgen des Aufbruchs, hatte sich Tess wie neu geboren gefühlt. Sie hatte nicht nur in einem richtigen Bett schlafen können, ein Luxus, den sie früher nie zu schätzen gewusst hatte, sondern sie hatte sich auch einigermaßen sicher gefühlt und war in den Nächten nur ein- bis zweimal erschrocken aufgewacht. Natürlich konnte auch das gemütlichste Bett ihre Alpträume […] Weiterlesen