Keine guten Optionen

Diese Story ist auch als Hörgeschichte erschienen.
Diese Geschichte spielt im erweiterten Universum der „Promise“-Reihe.

„Bist du sicher?“ Brent lehnte seinen Kopf gegen die Höhlenwand und betrachtete das gelbliche Glimmen der Wärme verbreitenden Energiespule. „Essen wir heute wieder Pilzsuppe, kriege ich eine Pilzvergiftung.“
Carlie verdrehte melodramatisch die Augen und streckte ihre in dreckige Hosen gekleidete Beine. „Ist das jetzt dieses berühmte Pilzgespräch?“
„Das … was?“ Skeptisch musterte Brent sie. „Ach, ist das so ein sozialwissenschaftlicher Kram? Der spielt auf dieser Welt wirklich keine Rolle mehr.“ Gähnend ergänzte er: „Gründen wir halt einen Pilzbestimmungsverein, ist ja sowieso das einzig genießbare das hier wächst. Einen Verein mit zwei Mitgliedern.“
„Wenigstens wächst was.“ Seiner Frau fiel es schwer stillzusitzen, also erhob sich und schlurfte in Richtung des Höhlenausgangs. Sie hielt die Luft an, als sie durch den Rauch des kleinen Feuerchens nahe beim Eingang ging. „Wir brauchen eine Hütte, es herbstet“, sagte sie, auf die gelb verfärbten Blätter der Laubbäume deutend. Darüber reflektierten schneebedeckte Gipfel das Licht der Abenddämmerung, erhellten das unberührte Tal.
„Ich weiß, ich weiß“, murrte Brent und trat neben sie. „Auf der gegenüberliegenden Seite des Hügelzugs gibt es eine Hütte, sofern sie noch steht.“
„Wer sollte eine Hütte sprengen wollen?“
Mit einem lustlosen Lachen konterte ihr Mann: „Wer sollte auf einen erst vor wenigen Jahren besiedelten Planeten jedes Kaff wegbomben, ja, jeden einzelnen Menschen auslöschen wollen?“
„Keine Ahnung. Militärs? Politiker?“ Sie wandte sich ab und murmelte: „Komm mit mir ins düstere Loch, draußen friert man sich die Nasenspitze ab. Wir haben für einige Tage Mehl, damit will ich was Leckeres backen.“
„Trockenes Holz fürs Feuer haben wir genug“, stimmte Brent zu und folgte ihr ins Innere der Höhle. „Egal, was für eine Unterkunft wir für uns beschlagnahmen, Hauptsache da hat es was anderes als fünfhundert Sorten Pilze zu knabbern.“
„Solange ich nie wieder Atompilze sehe“, entgegnete sie, kramte ihr Com hervor und aktivierte die Taschenlampe, um im hintersten Winkel der Höhle nach den Lebensmittenvorräten zu schauen. Brent lief es kalt den Rücken hinunter, er dachte an den Krater, das einzige, das von ihrer ursprünglichen Siedlung übriggeblieben war. Dann verdrängte er die Erinnerung, Zeit zum Trauern war ein Luxus, den sie nicht hatten. „Was wollten die überhaupt? Man kommt doch nicht zu einem frisch terrageformten Planeten, feuert ein paar Laser ab, wirft Atombomben auf alles und verpisst sich danach. Da muss mehr dahinterstecken. Wer die auch waren, die kommen garantiert zurück, um selbst zu siedeln, Rohstoffe abzubauen oder sonst irgendwas düsteres anzustellen.“
„Aktuell sorge ich mich eher um eine Bleibe für den Winter.“ Carlie wog zwei Dosen in der Hand. „Guck, unsere letzten Bohnen. Das Festmahl wird pilzfrei.“
„Na, wenn das nicht ein Zeichen der Hoffnung ist.“ Er legte einige Äste nach, während sie die Dosen öffnete. Für einige Minuten hantierten sie wortlos, schließlich stellte sie ihr Abendessen aufs Feuer und fragte: „Du, wie viele Schuss Ladung hat der Blaster noch? Vielleicht werden wir im Winter jagen müssen.“
Brent brauchte es nicht zu überprüfen, er kannte seine Waffe in- und auswendig. „Dreiundneunzig. Je nachdem, ob wir Besuch bekommen, kann es sein, dass wir die für was anderes benötigen. Würde nicht schaden, mehr Magazine und einen Fusionsgenerator aufzutreiben, damit wir die Energiespule aufladen können.“
„Klar, das wä…“, setzte sie an, unterbrach sich sogleich und flüsterte: „Hörst du das?“
Brent lauschte, in der Tat erfüllte ein leises Surren die Luft, hallte sogar in der Höhle. Das Ehepaar starrte sich ungläubig an, Brent verstand sofort, was das Geräusch bedeutete, es war unverkennbar. Beide sprangen nahezu synchron auf und er zischte: „Sternenschiffe.“
Beim Eingang ihres Lochs angelangt, kniff er die Lider zusammen und versuchte, gegen den nun schwarzblauen Himmel etwas auszumachen. Eine Flotte aus Silhouetten mit Positionslichtern querte das Tal erstaunlich tief fliegend, begleitet vom Rauschen der Triebwerke. „Wer ist es?“, wollte Carlie wissen, indes war das letzte der Schiffe, Brent glaubte ein Dutzend gezählt zu haben, hinter den Bergen verschwunden.
„Schwer zu sagen, es ist zu dunkel.“ Kurz standen die beiden stumm da, da meinte er: „Gehen wir rein, hier gibt es nichts zu sehen und es wird kalt. Plus, die Bohnen sind vermutlich schon durch.“
„Und was jetzt?“ Sie nahm ihre Dose vom Feuer, platzierte sie vor sich auf den Boden und schnappte sich eine Gabel.
„Wie, was jetzt? Jetzt essen wir. Hast du eine bessere Idee?“
„Witzkiste“, gab sie trocken zurück, nahm einen Bissen, schluckte und fuhr fort: „Ich meine, was machen wir jetzt? In den Bergen einen Unterschlupf finden, den Landeplatz dieser Schiffe suchen …?
„Die Frage ist, ob das Rettungskräfte waren oder die, die uns angegriffen haben“, überlegte er laut., „Wir wissen es nicht und sie könnten mittlerweile in der anderen Hemisphäre sein. Sind es die Arschlöcher, die uns zerbomben wollten, bringen die uns einfach um, kommen wir ihnen zu nahe.“
„Und wenn es Rettungskräfte sind? Die hauen ohne uns ab, wenn wir uns nicht bemerkbar machen.“ In den Monaten seit der Verwüstung hatten sie niemanden getroffen. Sicher gäbe es irgendwo auf diesem Planeten noch andere Menschen, vielleicht zwei, vielleicht zweihundert, trotzdem waren sie in ihrer Höhle auf sich alleine gestellt. Beim letzten Mal hatten sie nur knapp überlebt, die Angreifer waren gründlich vorgegangen, vernichteten beinahe alles und jeden auf dieser noch jungen Welt. Ein falscher Schritt und sie wären zweifelsohne die nächsten. Nach einer Weile brach Brent das Schweigen: „Was wir auch tun, es könnte ein fataler Fehler sein.“

Autorin: Sarah
Setting: Düsteres Loch
Clues: Pilzgespräch, Pilzsuppe, Pilzvergiftung, Atompilz, Pilzbestimmungsverein
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