Ein Spiel in drei Akten

Diese Story ist auch als Hörgeschichte erschienen.

Wie ein endloser Torbogen türmte sich das massive Gestein über ihm auf und führte ihn unweigerlich weiter in die schummrige Dunkelheit, in welcher er den Staatsfeind Nummer 8 vermutete. Ein kurzer Blick auf seine schwarze Rolex verriet Joe dem Agenten, dass er gut in der Zeit lag und lange vor seinem ärgsten Opponenten den verlassenen Bahnhof erreichen würde und das, obwohl er sich beim Dinner sinnloserweise zu lange hatte aufhalten lassen. […] Weiterlesen

Der Nachtwächter

Diese Story ist auch als Hörgeschichte erschienen.

Gemächlich schritt Mr. F. (Eigentlich hieß er Fritz Fischer, kein Witz, aber er bevorzugte es aus naheliegenden Gründen, sich Mr. F. zu nennen) durch das spärlich beleuchtete KaDeWe. Er ließ den Schein seiner Taschenlampe nach links und rechts schwenken, so als wäre er auf einer nicht enden wollenden Suche nach etwas, das niemals auftauchen würde. Seine bisher spektakulärste Entdeckung war eine lebendige und außerordentlich […] Weiterlesen

Wimpernschlag

„Alle auf den Boden, die Hände über dem Kopf, verdammt“, schrie der junge Mann mit der schwarzen Skimaske (man konnte ihm das Alter an der Stimme anhören), während er mit einem viel zu großen Colt des Kalibers .45 herumfuchtelte. „Denkt ihr, ich mache Witze?“ Ich konnte hören, wie die paar Anwesenden panisch durcheinanderschrien; eine junge Frau, die gerade ihren Subaru Justy abholen wollte, weinte panisch, was in der großen Werkstatt komisch wiederhallte. […] Weiterlesen

Ein Mordsspaß

Kassandra mochte es, lange zu baden. Wenn sie ehrlich zu sich sein sollte, lag sie manchmal so lange in der Badewanne, dass ihre Finger und Zehen so verschrumpelten, dass sie die Linien ihrer Fingerabdrücke selbst nicht mehr wirklich hätte erkennen können. „Der ideale Zeitpunkt, ein Verbrechen zu begehen“, murmelte sie, bis ihr die sich ablösenden Häutchen einfielen, die man nach dem Baden immer hatte. „Vielleicht doch nicht“, fügte sie abwesend hinzu. Nicht, dass sie vorgehabt hätte, jemanden […] Weiterlesen

Von Bildern und Fischen

„Das riecht irgendwie fischig“, murrte Eric, während er durch die fremde Küche schlich. Der Geruch des Abendessens lag noch in der Luft und in der Dunkelheit fand der Eindringling es schwierig, sich in dem fremden Haus zurechtzufinden. Er war durch ein offenes Fenster eingestiegen, nicht um etwas zu stehlen, sondern um sich etwas zu holen; ein Bild, oder noch besser, viele Bilder. Eric war ein Paparazzo und ihm war jedes Mittel recht, um an die nächste Story zu kommen. […] Weiterlesen

Halloween-Special | Der Gleiswärter

Diese Story ist auch als Hörgeschichte erschienen.

Jeff grunzte genervt, als er mühselig unter die kleine Brücke kroch, über die das schmale Gleis führte. „Welcher Vollidiot hat denn eine Packung Studentenfutter da runtergeworfen?“, murrte er und fischte den Müll aus dem Höllenfluss. Die falsche Lava, die wegen Chemikalien, deren Namen er nicht einmal aussprechen konnte, immer unglaublich dampfte, floss im Moment nicht und so war es ihm ein Leichtes, alle Abfälle aufzusammeln. […] Weiterlesen

Der Geruch der Vergangenheit

Konrad folgte mir auf dem Fuße, als ich in die vollgestellte Archivkammer trottete und Manfred, der eher wie Konrads Anhängsel und nicht wie dessen Diensthundeführer wirkte, plapperte ungehalten vor sich hin. „Und dann wollte Doris den Koni doch tatsächlich ins Bett lassen“, empörte er sich mit dem übertriebenen Gelächter eines Mannes, der wusste, dass er nicht witzig war und ich nickte höflich und gönnte ihm ein großzügiges Grinsen. Meine unbequemen Anzugsschuhe klackten auf dem mit […] Weiterlesen

Killing me Softly

Die jazzigen Klänge einer Interpretation des Klassikers „Killing me Softly“ hallten durch das vom Dunst leicht getrübte Fumoir, als Elias einen Schritt auf die bordeauxroten Sessel zu machte und sich eine Zigarette ansteckte. Den Regenschirm und den triefenden Trenchcoat hatte er bereits beim Eingang des aus einem großzügigen Wintergarten umgebauten Raucherraums abgelegt und seine Schuhsohlen hatte er sorgfältig auf Vorlegeteppich trockengerieben. Auch wenn der Regen in der […] Weiterlesen

Sacrificium

Isaac kauerte im steinigen Flussbett und trank gierig aus dem glasklaren Rinnsal in dessen Mitte. Es war lange her, seitdem er sich zum letzten Mal so sicher gefühlt hatte und so legte er sich, ausgemergelt und geschwächt, auf den losen Schotter, blickte in den klaren Sternenhimmel und erlaubte sich, tief und erlöst durchzuatmen. Hinter ihm rauschte der breite Fluss, in welchen der Bach führte und das Kloster brannte, es brannte lichterloh.

Am Tag seiner Erstkommunion war die Nacht ungewöhnlich früh […] Weiterlesen

Der Finger in der Azalee

Fortsetzung und Schluss zu: „Der Fänger im Rhododendron“.

„Was habe ich nur getan?“, murmelte Svenja und es hatte etwas Drängendes, etwas Verzweifeltes. Sie saß auf den Stufen des Hauseingangs und starrte weggetreten auf den vorbeirauschenden Verkehr, die blauweißen Busse, die Taxis, die Passanten. Ab und an warf ihr einer der Fußgänger einen leicht befremdeten Blick zu, doch die meisten sahen sie gar nicht an. Sie trug ziemlich hochwertige, dennoch schlichte, Klamotten […] Weiterlesen